#arthistoCast Beitrag

Ernüchterung im Musentempel. Der Besucher als Eindringling

Der aktuellen und überschaubaren Sonderausstellung zu „Mythos und Geschichte der Löwenburg“ wollte ich auf meiner Durchreise durch Kassel wenigstens die wenige Zeit, die ich noch hatte, widmen. Dass ich dieses Unterfangen jedoch besser hätte planen müssen, machte mir netterweise das Personal an der Kasse deutlich: Warum ich denn nun noch ins Museum wolle, wurde ich in kühl-distanzierter nordhessischer Manier gefragt; denn ich wüsste ja schon, dass das Museum in einer Stunde schließen würde und zudem, was ich mir denn in dieser kurzen Zeit überhaupt ansehen wolle. Denn alles würde ich ja nun auch nicht mehr schaffen! Da bleibt einem doch die Spucke weg. Liebe Museen, ja es gibt Menschen, die sich für Kunst interessieren auch wenn Sie gerade nicht alle Bilder ansehen wollen oder können und sogar nur eine Stunde Zeit haben.

 

Übertroffen wird dieses Verhalten nur von Personal eines anderen Museums in eben dieser Stadt. Nachdem wir uns artig als Kunsthistoriker auswiesen, bekamen wir zunächst im schroffen Ton zu hören, dass es keine Ermäßigung gebe. Richtig, die wollten wir auch gar nicht, sondern freien Eintritt. Aber dies musste auch erst lange verhandelt werden. Nachdem eine Liste zur Hand war, erkannte das kundige Personal tatsächlich, „ach, Sie sind Künstler“. Im zweiten Anlauf landeten wir dann immerhin bei: „ach, Sie machen so Kunstzeugs“.

 

Liebe Museen, ja Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker besuchen ihre Einrichtungen – manchmal sogar nur eine Stunde und machen offenbar so „Kunstzeugs“. Vielleicht erklären sie das bei Gelegenheit auch ihrem Personal.