V.9a

Die Idole Indiens aus Bologneser Sicht
Der Bologneser Ludovico da Varthema bereiste von 1503 bis 1508 auf eigene Faust den Orient über Kairo, Mekka, Persien bis nach Indien. Sein Reisebericht wurde 1510 erstmals in Rom gedruckt, es folgten zahlreiche Auflagen in Rom und Venedig und eine deutsche Übersetzung

Die deutsche Übersetzung, die 1554 in Strassburg erschien, wurde mit 46 Holzschnitten von Jörg Breu dem Älteren ausgestattet. Eine zeigt eine Teufelsfigur, die der König von Calicut in seiner Kapelle anbete. Varthema betont die vier Hörner und Zähne, die hakenförmigen Hände und Hühnerfüße des Götzen. Er erwähnt eine rituelle Waschung der Statue durch die Brahmanen, „das send ire pfaffen”, und die Opferung eines Hahnes. Ein besonders interessantes Detail ist die Krone des Teufels, die wie die Tiara des Papstes aus drei Kronreifen besteht. Das indische Idol ist nach dem Muster des Teufels in der Hölle (etwa Trainis Fresko im Campo Santo von Pisa) oder nach den Päpsten in der Hölle (Dante, Inferno, 11, 1-12) geschaffen.
 

V.9a Lodovico de Varthema: Die Ritterlich und lobwürdig reiß des erfarnen Ritters und landtfarer Ludovico Vartomans von Bolonia, Strassburg: Knobloch, 1516
Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, R16Bar.1

V. Erkundung der Welt und ethnographische Interessen