IV.3

Der fiktive ‘Blick von außen’ auf sich selbst
Die Persianischen Briefe des Charles de Secondat, Baron de Montesquieu (1689-1755), gehören zu den Schlüsseltexten der Aufklärung. Er benutzte den Blick auf eine andere Kultur, um die europäischen Verhältnisse zu kritisieren.

Das im Jahr 1721 anonym und unter falschem Druckort erschienene Werk wurde umgehend von der Zensur verboten. Die 1754 folgende, erweiterte Fassung, nun erst unter dem Titel Persianische Briefe (Lettres Persanes), hatte hingegen einen beträchtlichen Erfolg. Ab 1759 entstanden eine deutsche Übersetzung und weitere Rezeptionen.
Montesquieus Büchlein in Form des Briefromans schildert die Reise des persischen Edelmanns Usbek und seines Begleiters Rica, die angeblich 1711 Isphahan verlassen, über die Türkei und Italien nach Frankreich gelangen und sich anschließend zumeist in Paris aufhalten. Sie korrespondieren über ihre Beobachtungen zu den religiösen, politischen und kulturellen Zuständen in Europa und insbesondere in Paris. Dem europäischen Leser ermöglichen die Vergleiche mit dem Orient eine kritisch distanzierte Haltung zur eigenen Kultur.
 

IV.3 Charles Louis de Secondat de Montesquieu: Oeuvres, Bd. 5: Lettres Persanes, Kopenhagen / Genf: Philibert, 1765
UB Heidelberg, G 3725 B RES

IV. Polemik und Poetik